Ich habe nun meinen Clié zum Routenplaner/Navigationssystem ausgebaut.
Als GPS-Empfänger verwende ich die Maus NL 203P/BR 306 von Navilock. Ich bin mit der Maus zufrieden, was mir aber auffällt ist die Tatsache das die Kaltstartzeit - angegeben sind "ca. 48 Sekunden" - offensichtlich sehr stark abhängig von der Temperatur des Empfängers ist. Morgens dauert es manchmal mehrere Minuten bis ein sauberes Signal empfangen wird, wenn der Wagen in der Sonne stand und der Innenraum dann aufgeheizt ist, ist das Signal in < 1 Minute da. Dieses Verhalten wurde mir auch von der Navilock-Unterstützung so bestätigt.
Als Navigationsprogramm verwende ich ViaMichelin 1.32 (im folgenden VM) mit dem Kartenmaterial von 2002, ich habe auch die Demo (Kartenmaterial ca. 2,5 km2 Fläche) von Digi-Map 2.53 (im folgenden DM) testen können. Von TomTom habe ich leider keine Test bzw. Demo-Version finden können, daher kann ich dazu auch keine Aussage machen.
Weiterhin habe ich noch einen Plan vom Stadtplandienst, das Programm erkennt aber die Schnittstelle nicht, bekommt also keine GPS-Daten. Hierzu läuft noch eine Anfrage beim Programmhersteller. (Stand: 16.4.2005)
Natürlich gibt es einige Unterschiede zwischen den beiden Programmen, leider (warum: siehe unten) fallen fast alle Kriterien zu Gunsten des DM aus.
Ich versuche mal hier einen Vergleich beider Programme, ausgehend von ca. 1 Monat Erfahrungswerten. Das Testgebiet ist das Ruhrgebiet.
Grafik
die Grafik (Tagessicht) von DM ist deutlich kontrastreicher
als VM, die Straßen sind deshalb wesentlich besser zu
erkennen. Bei DM gibt es keine Unterscheidung zwischen der Ansicht
bei der Planung der Route und der Navigationsansicht, ich halte das
aber für einen Vorteil weil der manuelle Umschalten bei VM ein
zusätzlicher Schritt ist.
Beide Programme haben
unterschiedliche Farbeinstellungen für den Tag und für
die Nacht. Bei DM wird die Wahl der jeweiligen Ansicht automatisch
(per Uhrzeit?) gesteuert, bei VM kann/muß das der Anwender
tun. Das hat den Vorteil der man auch bei Tag die Nachtsicht
auswählen kann, diese ist nämlich bei schönem Wetter
wesentlich besser zu sehen als die Tagessicht.
Die Farben können bei DM individuell angepaßt werden, bei VM nicht.
Beide Programme haben eine 3D-Sicht. Am Anfang habe ich noch gedacht "Spielkram", aber mittlerweile bevorzuge ich diese Ansicht doch, da hier die Vorschau auf das was auf einen zukommt (genauer: auf was man sich zu bewegt) doch besser ist.
Sprachausgabe
bei beiden nahezu identisch gute Sprachqualität. Hier spielt natürlich die Lautsprecherqualität des verwendeten PDA eine starke Rolle, die des TJ35 ist für diesen Zweck ausreichend gut.
Schrift
die Schriftgröße ist bei DM wesentlich größer und besser lesbar, das ist besonders für die Bedienung in der Autohalterung (bitte nur auf dem Parkplatz oder Standstreifen!) von Vorteil. Die Minischrift von VM ist hier viel zu klein so das man den PDA aus der Halterung nehmen muß um eine neue Zieladresse zu finden, oder die Einstellungen zu verändern. Diese Aussage gilt auch für die Schriftgröße oberhalb der Navigationsgrafik.
Kartenauswahl
Bei DM kann man verschiedene Karten auf den PDA laden und es wird automatisch die benötigte Karte geladen, zur Routenplanung muß das Kartenmaterial nur lückenlos von Start- bis Zieladresse sein (Angabe aus Handbuch). Über die Erstellung bzw. Auswahl der auf den PDA zu kopierenden Daten kann ich nichts sagen.
Bei VM können natürlich ebenfalls verschiedene Karten auf dem PDA gespeichert werden, aber das Programm kann nicht über mehrere Karten navigieren und wechseln. Dafür kann man sich die benötigte Karte sehr genau zusammenstellen und die benötigten Kartenteile mit unterschiedlicher Informationsdichte für verschiedene Bereiche festlegen. Ich habe z.B. eine Karte von Deutschland mit BAB und Landstraßen und dem Bereich Ruhrgebiet bis Großraum Köln mit allen Straßen erzeugt. Diese Karte benötigt knappe 90MB Speicherplatz. Man könnte als für eine Dienstreise von Köln nach Frankfurt eine grobe BRD Karte (BAB und Landstraßen) mit den vollständigen Straßen von Köln und Frankfurt anlegen, diese Karte wird relativ wenig Platz benötigen. Für Köln könnte man sich die vollständige Ansicht auch noch sparen wenn man davon ausgeht das man sich in seiner Heimatstadt auskennt. (Nein, ich wohne nicht in Köln, ist nur ein Beispiel)
Bei großen Karten empfiehlt es sich die Karten nicht per
Hotsync auf den PDA zu spielen sondern die Speicherkarte als
Wechsellaufwerk anzumelden und die Karte dann direkt auf die
Speicherkarte zu übertragen.
Für die Kartenwahl
werden die meisten Städte und einige Großräume
angeboten, komischer Weise aber der Großraum Ruhrgebiet
nicht.
Routenplanung
Bei beiden Programmen können Adressen sowohl direkt eingegeben als auch aus dem Adreßbuch ausgewählt werden, hier ist die große Schriftgröße des DM ein erheblicher Vorteil.
Beim DM kann im Rahmen der Routenplanung direkt die Autobahn "abgewählt" werden, das kann von Vorteil sein wenn man ein Staugeplagtes Autobahnteilstück benutzt.
Bei DM ebenfalls einfacher ist die Änderung der Straßenproritäten wenn man z. B. Wegen eines Staus die Autobahn verläßt
Beim planen längerer Routen mit VM (kein Vergleich zu DM möglich, s. o.) geht der PDA leider aus (ich habe meinen Clié auf 30 Sekunden gestellt um Strom zu sparen) wenn er nicht an der externen Stromversorgung hängt.
Navigationsleistung - das wichtigste
Auch wenn der Vergleich vielleicht aufgrund unterschiedlicher Testbedingungen (Umfang Kartenmaterial) unfair sein könnte gebe ich hier ein klares Votum zu Gunsten von DM ab:
die 1. Ansagen der Richtungsänderung kommen bei beiden Programmen ausreichend früh, die 2. Ansage kommt bei VM zu spät!. Wenn man die erste Angabe verpaßt hat und nicht z. B. schon auf der Abbiegespur ist hat man nicht mehr ausreichend Zeit die Spur zu wechseln
gelegentlich kommt bei VM eine falsche Ansage ("bitte rechts abbiegen"), die Anzeige auf der Grafik ist jedoch korrekt (die Straße ist nach links markiert, die zusätzliche Richtungsanzeige ebenfalls). Das ist eigentlich schon fast ein KO-Kriterium. Fast nur deshalb weil man trotzdem letztendlich zum Ziel geführt wird.
Beim Verlassen der vorgegeben Autobahn ist DM schneller in der Neuberechnung einer alterantiven Route, VM versucht ziemlich lange die ursprüngliche Route - also die Autobahn - wieder zu nehmen. Beim Verlassen einer innerstädtischen Route sind beide ungefähr gleich.
Stabilität
beide Programme neigen zu Abstürzen, sowohl im Betrieb als auch beim Beenden. Bei VM scheint sich die Absturzneigung im Zusammenhang mit den POI bzw. nach der Anlage eigener POI's zu erhöhen.
Schön wäre eine Möglichkeit bei vorhandenen Straßen die möglichen Fahrtrichtungen selber ändern zu können (Änderungen bei Einbahnstraßen etc.). Mein Test im Rhein-Ruhr-Zentrum - hier wurde die Fahrtrichtung auf dem Ring ums Zentrum im Jahr 2004 von "links herum" auf "rechts herum" geändert - hat VM doch arg verwirrt. VM hat angefangen wie wild die Route neu zu berechnen.
Und nun der Grund warum ich trotzdem VM benutze: einem geschenkten Gaul schaut man halt nicht aufs Maul.